Die Fahrt nach Carnarvon verlief ohne Zwischenfälle. Erstaunlicherweise wurde das Ruckeln sogar besser, je länger wir unterwegs waren. Carnervon machte auf den ersten Blick einen netten Eindruck. Im Vergleich zu Denham war es viel grüner. Palmen, Abschnitte von Wiesen und Büschen, durchwachsen mit kleineren und grösseren Lagunen, prägten hier das Landschaftsbild. Auch der Campingplatz war total ok. Es gab eine menge Bäume, einen Pool und sogar einen tollen Foodwagen, wo wir zum Frühstück leckere Milchshakes, Kaffees und Toasts geniessen konnten. Dann der erste Dämpfer. Die Batterie des Trailers schlug Alarm, da sie unter 20 % gefallen war. Komisch, nach einer 3 stündigen Fahrt sollte die Batterie eigentlich voll aufgeladen sein. Auch als wir das Stromkabel anschlossen, rührte sich nichts. Ich bekam die Krise! Zuerst das Auto, jetzt die Batterie des Trailers…. Tja, ein Unglück kommt halt bekanntlich selten allein. Zum Glück hatten wir auf diesem Campingplatz wieder eine Ensuite Site, das bedeutet einen Stellplatz mit eigenem WC- und Duschhäuschen. Also hoben wir den Kühlschrank kurzerhand aus dem Trailer und steckten diesen in unserem Bad ein, damit der Fridge weiterhin unsere Leckereien kühlen und sich die Batterie des Trailers erholen konnte, denn mit den Solarpanels lud sich die Batterie komischerweise weiterhin auf. Während zu Beginn unser Handyempfang noch einwandfrei funktionierte, verabschiedetet sich auch dieser plötzlich auf mysteriöse Art und Weise. Keiner wusste warum. Mein Gemütszustand verschlechterte sich rapide. Zumindest fand Eric einen guten Mechaniker, der sofort bereit war, unser Auto genauer unter die Lupe zu nehmen. Er fand jedoch nicht wirklich was Gravierendes, das kaputt zu sein schien. Eventuell, so meinte er, läge es an irgendwelchen Einspritzdüsen, die nicht mehr richtig funktionieren würden. Auf jeden Fall bestellte er ein paar Neue, die er dann in 2 Tagen einbauen könne. So weit so gut. Während wir auf das angeblich zu ersetzende Autoteil warteten, verbrachten wir unsere Zeit im Pool, gingen an den Strand oder tobten uns auf einem coolen Spielplatz in der Nähe aus. Ich fand zudem eine tolle Joggingstrecke, entlang einer ehemaligen Eisenbahnlinie. Diese führte über eine Lagune durch Dünen hindurch, bis hin zu einem längst verfallenen Peer, wo sie früher die Zugwagons direkt mit der Fracht der Schiffe beladen konnten.
Je länger wir in Carnervon verweilten, desto unheimlicher wurde uns die Stadt. Zwar gab es entlang der Lagune zahlreiche pompöse Villen, doch schienen diese grösstenteils leer zu stehen. Genau so leer waren meist auch die Regale in den Einkaufszentren. Ständig sah man die Polizei, die irgendwelche Gruppen von Aborigines wegscheuchten und wenn man Alkohol kaufen wollte, musste man ausweisen können, dass man nicht in Carnervon ansässig ist.
Da Eric, geschweige denn ich, viel von Mechanik, Elektronik, Strom und Co. verstehen, erbarmte sich ein junger Herr vom Campingplatz unser und schaute sich zusammen mit unserem Zeltnachbarn die Batterie des Trailers an. Satte 3 Stunden testeten sie alles mögliche durch, putzten Anschlüsse und versuchten andere Kabel aus. Schon verblüffend, wie sich in Australien irgendwie jeder mit solchen Dingen auszukennen scheint. Wahrscheinlich ist dies hier ab der dritten Klasse ein Pflichtfach. Ich kam mir daneben auf jeden Fall wie eine komplette Vollidiotin vor. Trotz all ihren Bemühungen fanden sie jedoch nicht heraus, was unserer Batterie fehlte. Laut ihren Messungen schien nichts kaputt zu sein… dennoch funktionierte das Aufladen mittels Stromkabel einfach nicht. Tja….Immerhin war da ja noch die Sonne, die uns, im Moment zumindest, noch die nötige Energie zum Betreiben unserer Gerätschaften liefern konnte. Und da wir ohnehin planten, als nächstes auf einen abgelegeneren Campingplatz direkt am Strand zu fahren, der weder über Strom noch Handy Empfang, WiFi oder Toiletten verfügte, war es eh egal, dass man die Batterie nur noch über Solarenergie betreiben konnte. Schön wäre jedoch gewesen, wenn wenigsten unser Auto wieder einwandfrei gelaufen wäre. Doch, wie hätte es bei unserer momentanen Glückssträhne auch anders sein können, wurde das benötigte Ersatzteil natürlich nicht geliefert. Der Mechaniker meinte jedoch, für die läppischen 1000 km, die wir vor hätten zu fahren, wäre das kein Problem. Wir könnten ja dann in 2 Wochen auf dem Weg zurück in den Süden kurz bei ihm vorbeifahren, damit er uns das Teil einbauen könne, denn bis dahin hätte er dies dann sicher geliefert bekommen. Okeeeey….klar, was sind schon 1000 km. Wäre es nicht so gewesen, dass das Ruckeln bereits etwas nachgelassen hätte, wären wir das Risiko wohl nicht eingegangen, doch so packten wir, dem Mechaniker vertrauend, einmal mehr unsere 7 Sachen zusammen und machten uns auf Richtung Exmouth.
Peter
Nachtrag
Habe die Mückenschutznetze an den Köpfen von Emilio und Enzo bemerkt, während Milla sich davon unbeeindruckt zeigt.
Peter
Hoffentlich habt ihr es inzwischen trotz aller technischen Schwierigkeiten nach Exmouth als nächster Station geschafft, wo allerdings für heute Mittwoch und Donnerstag Sturm und Regen angesagt sind. Wie man unter solchen Bedingungen die zwei Zelte aufstellt, werdet ihr noch berichten.
Dort oben werdet ihr wohl kein neues 220V- Lagegerät ausprobieren können. Dabei muss natürlich die Ausgangsgleichspannung des Lagegeräts zur Spannung des Akku im Anhängers passen.